KAUNAN – „Forn“ (CD-Review)

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Seit neun Jahren machen Oliver S. Tyr und Boris Koller nun schon zusammen unter dem Namen KAUNAN Musik. Ein wenig später stieß dann der Schwede Göran Hallmarken dazu. Obwohl von Anfang an Nachfrage bestand, wehrten die drei Nachfragen nach einem Album immer ab. KAUNAN sei ein reines Konzertprojekt, dessen Musik man gewollt nur im Live-Kontext genießen solle. Nun sind sich die drei in dieser Hinsicht (endlich) untreu geworden.

Nun gut, wahrscheinlich waren es über die Zeit einfach zu viele Nachfragen und man hatte schließlich keine Lust mehr, immer dasselbe zu erzählen. Wird ja auf Dauer auch langweilig. Und auch wenn es natürlich richtig ist, dass die traditionellen skandinavischen Tanz-Tunes des Trios nur live ihre ganze ursprüngliche Kraft entwickeln, so spricht ja trotzdem nichts dagegen, sie auf einen Silberling zu pressen.

Der Name der Band leitet sich übrigens ab vom Namen der K-Rune in altisländischen und altnorwegischen Runengedichten („Kaunan“; angelsächsisch „Kenaz“). „Forn“ bedeutet in den altnordischen Sprachen „altertümlich“ oder „ehemals“, kann aber auch als „Gabe an die Götter“ gedeutet werden.

Wie schon gesagt schöpfen KAUNAN ihr Repertoire aus dem reichhaltigen Fundus der traditionell überlieferten (Tanz-)Musik Schwedens und Norwegens. Durch die Verwendung von alten Tonskalen und teils von KAUNAN selbst (nach-)gebauten oder modifizierten Musikinstrumenten wie beispielsweise der Kontrabassharpa (die eigentliche Altform der Nyckelharpa) oder der sogenannten „Trossinger Leier“ (durch einen eben dort gemachten Grabfund belegtes alamannisches Instrument aus dem 6. Jh.) bekommt die Musik dabei einerseits eine besonders „altertümliche“ Note, Irish Bouzuki, Dudelsack und Drehleier sorgen  an anderer Stelle aber auch wieder dafür, dass man das Ganze auch getrost unter „Contemporary Folk“ einordnen kann. Zu dem reichhaltigen Instrumentencocktail kommt beim ein oder anderen Stück auch noch Görans ausdrucksstarke Stimme.

Eigentlich ist er in seinem Heimatland Schweden eher für sein Drehleierspiel bekannt. Auch die anderen beiden Protagonisten sind beileibe keine Unbekannten: Oli kennt man als Frontmann von FAUN und FOLK NOIR und Boris ist sowohl als Maler wie auch als Musiker nicht nur in seinem Heimatland Österreich sondern auch hierzulande kein unbeschriebenes Blatt, unter anderem spielte er schon mit ESTAMPIE und POETA MAGICA.

Zusätzlich haben sich die drei dann auch noch ein paar Gäste aufs Album geholt: Neben dem schwedischen Percussionisten Dhani Åhlman, der bei mehreren Stücken mitspielt, ist beim Stück „Den gamle Sordølen“ Ilan Rosén an der Maultrommel  dabei. Besonders herausragend, was die Gastbeiträge angeht, ist aber natürlich „Vallåt“, bei dem Maria Franz (EUZEN/HEILUNG/SONGLEIKR) und Einar Selvik (WARDRUNA) im Duett zu hören sind. Wer bei dem Song keine Gänsehaut bekommt, dem ist eigentlich nicht mehr zu helfen.

Fazit: KAUNAN präsentieren auf ihrem Erstling erdigen, ehrlichen Skandinavien-Folk, ohne viel Schnickschnack. Für Nordic-Roots-Fans ist das Album damit definitiv ein Muss. Alle anderen sind spätestens nach dem ersten Mal Hören dann auch Fans.

 

KAUNAN
Forn
By Norse Music
2017

 

Tracklist:

  1. Haltegutten
  2. Polska Svit
  3. Elve Fert
  4. Vandringen
  5. Svaerdsjoe Polska
  6. Vallåt
  7. Noaks Pennkniv
  8. Bys-Kalles Vals
  9. Den Gamle Sordølen
  10. Polska från Aelvdal
  11. Dansen Ungdom
Florian Hessler

Über Florian Hessler

Archäologe, Historiker und freier Journalist (u.a. Zillo Medieval, Sonic Seducer, Miroque, Metal-District, Piranha) floh.hessler(at)schubladenfrei.de
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