Zehn lange Jahre hat es gedauert, bis die Berliner Power Metal Band LOGAR’S DIARY nun endlich das dritte Album ihres Konzeptzyklus um den Magier Logar veröffentlichen. Da fühlt man sich glatt an einen gewissen amerikanischen Fantasy-Schriftsteller erinnert. Anders als dieser hatten LOGAR’S DIARY allerdings nicht die Enschuldigung, sich mal eben um das Script einer erfolgreichen TV-Adaption des eigenen Werks kümmern zu müssen. Wir verraten, warum man den Berlinern die lange Wartezeit beim Hören dennoch verzeiht.
Der Vergleich mit George R. R. Martin ist in diesem Fall gar nicht so weit her geholt, denn genau wie der Erfolgsautor erzählen auch LOGAR’S DIARY eine fortlaufende Fantasy-Geschichte, die im Universum des Rollenspielsystems „Earthdawn“ angesiedelt ist.
Bei den bereits gefallen Schlagworten dürfte inzwischen auch allen, die die Band bisher noch nicht kennen, klar sein, wohin der musikalische Hase läuft: FREEDOM CALL, RHAPSODY, ICED EARTH & Co lassen grüßen. Doch damit ist nur der grobe Rahmen abgesteckt, denn das Hauptstadt-Sextett geht schon immer durchaus eigenständig zu Werke. Auf der neuen Scheibe ist das sogar noch einen Tick mehr spürbar als auf den beiden Vorgängern. Vor allem fällt auf, dass die Jungs in manchen Passagen ein wenig härter geworden sind. Aber auch düsterer klingt es zum Teil, was Logar da so in sein drittes Tagebuch schreibt. Teile eines Songs wie „Hunt“ wären auch auf einem Gothic-Metal-Album nicht unbedingt fehl am Platz. Überhaupt dominiert die Abwechslung. Leise, vom Klavier getragene Stellen und melodiöse, hymnische Parts wechseln mit flirrenden Gitarrenläufen, donnerndem Doublebass-Gewitter und nackenmuskelstrapazierenden Riffs. Jetzt muss mann nur noch einen Sänger haben, der auch in der Lage ist, das stimmlich und technisch umzusetzen. Hagen Hirschmann kann es. Von clean zu Growls zu Screams, manchmal in ein und demselben Song, und man mag ihm dabei immer gerne zuhören. Respekt, das schaffen wirklich sehr wenige, zumal noch in dieser Qualität. Duett kann er übrigens auch, wie die Ballade „Pour The Past On Us“ zusammen mit der Sängerin Sofia Licanin beweist. Zusätzliche Gastmusiker auf der Scheibe sind Julian Müsseler (Gitarrensolo bei „Intruded Me“) und, wie Gitarrist Steven Schubert es formuliert, „viele Menschen für Shouts und Chöre“.
Wenn man, zusätzlich zu den schon genannten, weitere übliche Schubladen bemühen wollte, wäre es durchaus legitim, dem Album das Prog-Rock-Etikett aufzukleben, genauso wie man für Songs wie „Return To Bartertown“ RUNNING WILD- oder „Kratas- City Of Thieves“ und „The Rage In Me“ KING DIAMOND-Vergleiche anstellen könnte. Alles müßig. Wir vergeben das schubladenfreie Prädikat: rockt!
Zum Ende bleibt eigentlich, um den Bogen zum anfänglichen Vergleich zu schlagen, nur der fromme Wunsch, dass wir, anders beim Schöpfer von „A Song of Ice and Fire“, bei dem einige schwarzhumorige Fans schon sein Ableben vor Fertigstellung des Romanzyklus prognostizieren, nun nicht wieder eine halbe Ewigkeit auf „Book IV warten müssen.
Tracklist:
- Foreshadow
- Dreaming Wide Awake
- Hunt
- Return To Bartertown
- Pour The Past On Us
- Kratas – City Of Thieves
- The Broken Me
- The Intruded Me
- The Rage In Me
- Raiders Of The Twilight Peaks
- Waking Wide Asleep
- Ad Trivium