„Was für ein Theater“, das haben sich wohl viele Besucher des Konzerts von MILA MAR im Grünen Salon der Berliner Volksbühne vor einigen Wochen gedacht. Die Band selbst war daran allerdings gänzlich unschuldig, obwohl ihr Auftritt trotz widriger Umstände einmal mehr großes Kino war.
Eigentlich war der Beginn des Konzerts, dessen Termin bereits Monate im Voraus feststand, für 21 Uhr angekündigt gewesen. Beinahe eine Stunde lang passierte jedoch zunächst gar nichts. Schließlich trat eine Vertreterin des Veranstalters auf die Bühne und bat um Verständnis, man wolle wegen eventueller Störung durch die laute Musik das Ende der Theaterveranstaltung im großen Saal abwarten, in etwa 20 Minuten solle es losgehen. Besagte Veranstaltung war anscheinend erst einige Tage zuvor überhaupt erst anberaumt worden. Die Band und der lokale Veranstalter waren jedenfalls diesbezüglich vom Haus kurzfristig vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Damit müsse man eben leben, schließlich habe das „große Haus“ Vorrang und eigentlich hätte man das Konzert gerne ganz absagt. Oh wunderbarer Chauvinismus der „Hochkultur“! Da muss man als Gast der Volksbühne also zur Kenntnis nehmen, dass man als Konzertbesucher in der Wertschätzung deutlich an zweiter Stelle angesiedelt ist und der Grüne Salon scheint demnach nur der unwichtige Sidekick des hehren Kulturtempels zu sein. Ich habe in meinen beinahe 30 Jahren als Konzertgänger schon so einiges erlebt, ein derart unprofessionelles Verhalten seitens der Betreiber einer Konzertlocation ist mir jedoch noch nicht untergekommen. Nun ja, man lernt eben nie aus…
Wenig professionell war an dem Abend leider auch die Beleuchtung. Stehendes weißes Licht aus lediglich einer handvoll Scheinwerfer ist nicht unbedingt die Umrahmung, die man sich für mystische Musik à la MILA MAR vorstellt. Für ein wenig Abhilfe sorgten aber zumindest die Video-Projektionen – unter anderem das Video zum neuen Song „Asche“ –, die wenigstens für ein bisschen Atmosphäre sorgten.
Dass das Ganze doch noch ein richtig schöner Abend wurde, ist der gelassenen Abgeklärtheit des Berliner Publikums ebenso zu verdanken wie natürlich der musikalischen Qualität und der Leidenschaft der Band. Als wollten sie den Ärger über die lange Wartezeit möglichst schnell vergessen machen und wohl auch sich selbst von der Seele spielen, legten sich Anke, Katrin, Maaf und Lars vom ersten Song an so mächtig ins Zeug und binnen kurzer Zeit stellte sich die angenehme Gänsehaut ein, die der für MILA MAR Konzerte so typische Begleiter ist. Die knapp über 100 Zuschauer, die alle ohne Ausnahme im Grünen Salon ausgeharrt hatten, bereiteten den Vieren dementsprechend einen überaus herzlichen Empfang. Auch wenn die Beifallsstürme nicht ganz so frenetisch ausfielen wie etwa beim Konzert in Leipzig zwei Monate zuvor, war deutlich zu spüren, dass auch die Fans in der Hauptstadt die Band während ihrer langen Bühnenabstinenz schmerzlich vermisst hatten. Interessant im Vergleich auch, dass von den alten Songs in Berlin eindeutig die Stücke vom „Elfensex“-Album die größten Freudenbekundungen von Seiten des Publikums bekamen, während es in Leipzig eher die der Debüt-CD gewesen waren. Ebenfalls gut angenommen wurden von den Berlinern auch die neuen Stücke wie „Asche“ oder „Lou“, und auch die schon aus Leipzig bekannte Joik-Impro als Zugabe fand viel Beifall.
„War doch schön hier“, freute sich Anke nach dem Konzert. Besonders die Resonanz bei ihren Ausflügen ins Publikum hatte es ihr angetan. „Da habe ich wirklich eine schöne Verbindung gespürt.“
Auch wenn der Abend so einen versöhnlichen Ausgang nahm, im grünen Salon wird man MILA MAR bestimmt so schnell nicht mehr sehen. Fürs nächste Mal habe man schon eine andere, ganz besondere Location im Kopf, verriet Geigerin Katrin. Wann die Band nach Berlin zurückkehren wird, steht noch nicht fest. Daran, dass sie gerne zurückkommen, ließen die Vier allerdings keinen Zweifel.
Allen, die MILA MAR bei den bisherigen Tour-Konzerten verpasst haben, möchten wir folgenden Termin im Sommer ans Herz legen. Da gibt es dann sogar noch zwei weitere Spitzenbands obendrauf:
Schubladenfrei & St. Katharina Open Air präsentieren:
fantastic folk night
MILA MAR – CARA – BROOM BEZZUMS
02.07.2017 – Nürnberg, Katahrinenruine