Lou Doillon – Lido, Berlin (Konzertbericht)

Lou Doillon

Als Tochter von JANE BIRKIN sowie Stieftochter von SERGE GAINSBOURG und damit Halbschwester von CHARLOTTE GAINSBOURG war der gebürtigen Französin LOU DOILLON der künstlerische Beruf sozusagen in die Wiege gelegt. Bislang betätigte sie sich als Schauspielerin und Model, seit neuestem versucht sie sich nun auch als Sängerin. Im Frühjahr erschien nun auch in Deutschland ihr erstes Album „Places“ mit dem sie letzte Woche live zu Gast im Berlin Lido war.

Vor dem Konzert gab es jedoch zunächst noch einen Supportact in Form der jungen Berliner Liedermacherin LISA WHO. Die 29jährige, die mit bürgerlichem Namen Lisa Nicklisch heißt, ist zwar schon seit einiger Zeit musikalisch in der Hauptstadt aktiv, auf der Bühne des Lido stand sie jedoch zum ersten Mal. „Deswegen sind wir auch ein bisschen nervös“, gab sie zu Beginn zu. Die Aufregung war der hochgewachsenen Sängerin und ihrer Band dann stellenweise auch anzumerken, so zum Beispiel als die beiden Backgroundsängerinnen dem Publikum den Takt zum Klatschen vorgeben sollten und das irgendwie nicht so richtig funktionieren wollte. Derartige kleine Makel wurden jedoch mit viel Charme kaschiert und dafür, dass die Formation an diesem Abend zum ersten Mal in dieser Besetzung live zusammenspielte, wie die Künstlerin nach dem Auftritt verriet, ging das auch absolut in Ordnung. Die sanften deutschen Popballaden von LISA WHO waren in jedem Fall eine nette Einstimmung auf den weiteren Abend.

Lisa Who

Nach einer kurzen Umbaupause war es dann soweit und mit „Defiant“ eröffnete LOU DOILLON ihr Set. Als Tochter berühmter Eltern und erfolgreiches Model – immerhin war sie jahrelang die Muse für das Kosmetik-Label Givenchy – wirkte die Dame extrem unprätentiös. „Heute morgen habe ich noch gehofft, dass wenigstens drei oder vier Leute kommen. Danke, dass so viele von Euch da sind“, freute sich die inzwischen in New York lebende Sängerin.

Die 31jährige spielte sich, unterstützt von einer vierköpfigen Band, einmal durch die Songs ihres Debuts, mit der sie es in Frankreich immerhin bis auf Platz drei der Albumcharts geschafft hatte. Zwischen den Stücken erzählte sie kleine Anekdoten, aber suchte auch immer wieder den Kontakt zum Publikum und forderte es zum Mitmachen auf: „Ihr könnt machen was Ihr wollt – singen, tanzen oder Euch küssen. Küssen würde mir am besten gefallen. Und wenn Ihr niemanden zum küssen habt, vielleicht findet Ihr ja heute abend jemanden hier. Das würde mich glücklich machen.“ Viele der Lieder von LOU DOILLON, wie „Jealousy“ oder das sehnsuchtsvolle „I.C.U.“ kreisen ja auch um zwischenmenschliches und die Musik hat tatsächlich einen hohen Kuschelfaktor, so dass viele Pärchen im Publikum der Aufforderung auch nachkamen.

Lou Doillon

Bei bislang nur einer aufgenommenen CD geht natürlich schnell das Songmaterial aus, und obwohl mit dem CLASH-Klassiker „Should I Stay Or Should I Go“ auch eine Coverversion im Programm war, verabschiedete sich die Künstlerin nach nur etwas mehr als einer Stunde zum ersten mal von der Bühne. Keine Frage, dass das Publikum mehr wollte und wohl auch schon ahnte, denn allen aufmerksamen Zuhörern war natürlich nicht entgangen, dass zumindest ein Song vom Album noch fehlte. Das fehlende „Real Smart“ kam dann auch, als erste Zugabe gabs mit „I Go To Sleep“ jedoch ein weiteres Cover, diesmal von den PRETENDERS.

Doch auch nun hatte die Menge noch nicht genug und so kam die Künstlerin lachend noch einmal auf die Bühne. „Ihr habt doch bestimmt mitgezählt, das waren schon alle Stücke vom Album. Aber wenn Ihr unbedingt noch was hören wollt, dann können wir zusammen einen kleinen Witz machen. Ich spiele das erste Lied, das ich je geschrieben habe. Oh mann, als ich damals in der Küche meiner Mutter saß und meine ersten beiden Akkorde lernte, hätte ich nie gedacht, dass ich das mal vor Leuten wie Euch spiele“, grinste sie. „Aber Ihr müsst mir helfen!“ Der Aufforderung zum mitsingen kamen die Anwesenden natürlich gerne nach und mit dem augenzwinkernden „Addiction“ ging ein wirklich schöner Konzertabend dann leider endgültig zuende. Nach diesem sympathischen Auftritt kann man sich nur darauf freuen, wenn LOU DOILLON bald mit neuem Material zurückkehrt!

Lou Doillon

Setlist LOU DOILLON:

1.Defiant

2.One Day After Another

3.Jealousy

4.Make A Sound

5.I.C.U.

6.Same Old Game

7.Questions And Answers

8.Should I Stay Or Should I Go

9.Devil Or Angel

10.Hushaby

11.Places

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12.I Go To Sleep

13.Real Smart

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14.Addiction

Florian Hessler

Über Florian Hessler

Archäologe, Historiker und freier Journalist (u.a. Zillo Medieval, Sonic Seducer, Miroque, Metal-District, Piranha) floh.hessler(at)schubladenfrei.de
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