Martinstag und Martinsgans sind uns allen noch ein Begriff, auch das uns Martin als Schutzpatron vieler Kirchen begegnet, mag manchen noch bewusst sein. Dass die wichtigste Legende um Martin die der Teilung seines Mantels ist, die der römische Soldat vornahm, um einem Bettler etwas zum Bedecken zu geben, mag auch noch bekannt sein, ist sie doch Thema vielfältigster Darstellungen in den verschiedenen Epochen der Kunst geworden. Dass es über Martin jedoch noch viel mehr zu erfahren gibt, beweist Judith Rosen in ihrer Biographie.
Wer aber war der Heilige Martin und was in seinem Leben hat ihn zu einem der wichtigsten Heiligen der katholischen Kirche gemacht? Judith Rosen führt uns in ihrem Buch: „Martin von Tours“ hin zur vielleicht wichtigsten Quelle der Legendenbildung, der Vita Martins von Sulpicius Severus. Die Autorin und mit ihr der Leser begleiten den spätrömischen Schriftsteller bei seinem Unternehmen, das Leben und Wirken Martins, des Bischofs von Tours, festzuhalten und damit zu verewigen. Schon hier teilt sich mit, wie beeindruckend dieser Bischof Martin gewesen sein muss, wenn schon zu Lebzeiten begonnen wurde, ihm zu huldigen. Durch die Einordnung von Sulpicius‘ Schrift in den Kontext seiner Zeit und die Auseinandersetzung mit anderen, auch kritischen Quellen zu Martin von Tours gelingt der Autorin ein lebendiges Bild der spätrömisch-frühchristlichen Zeit, die geprägt war von innerchristlichen Auseinandersetzungen, Mission und dem Nebeneinander verschiedener Religionen. Und sie zeigt uns über sein Wirken als barmherziger Mensch, wie aktuell der Heilige Martin immer noch ist.
(Rezension: Jens-Uwe Köhler)
Judith Rosen
Martin von Tours
Der barmherzige Heilige
Philipp von Zabern – WBG 2016
280 Seiten, 29,95€
ISBN 978-3805350242