Drei Jahre war es her, dass sich die irische Band GOITSE zuletzt in Berlin die Ehre gegeben hatte, damals als Teil des legendären reisenden Irish Folk Festivals. Dass viele Fans sehnsüchtig auf die Rückkehr des Quintetts gewartet hatten, zeigte ein fast voll besetztes Maschinenhaus in der Kulturbrauerei letzte Woche.
Auch die Band freute sich nach eigenem Bekunden sehr, endlich wieder in der Hauptstadt zu Gast zu sein. Es sei immer etwas Besonderes, so Keyboarder und Akkordeonist Tadhg Ó Meachair, wenn man nach einer längeren Unterbrechung zum ersten Mal wieder auf der Bühne stehe. „Umso schöner, dass unser erstes Konzert nach der Weihnachtspause in diesem Jahr wieder einmal in Berlin stattfindet.“
Als „hochenergetisch“ hatten die Veranstalter die Band angekündigt und die damit in keinster Weise übertrieben, denn dem, was da an musikalischer Klasse und guter Laune von der Bühne versprüht wurde, konnte man sich kaum entziehen. Mit ihren traditionellen aber modern arrangierten Instrumentals sorgten die Fünf, die sich übrigens beim gemeinsamen Musikstudium in Limerick kennengelernt hatten, binnen Minuten für gute Stimmung im Saal.
Im Zentrum der Band, und das ist wörtlich zu nehmen, stand Geigerin Áine McGeeney, für die der Auftritt ebenfalls etwas Besonderes war, wie sie verschmitzt erklärte. Denn, so die Musikerin, sie trage an diesem Abend erstmals High Heels auf der Bühne. Bislang hätte sie das vermieden, weil ihr beim Singen vor Aufregung immer so die Beine zitterten. Fans der Band wissen natürlich, dass eine derartige Nervosität völlig unbegründet ist. Mit ihrer glockenklaren Sopranstimme verzaubert Áine ein ums andere Mal und wickelte natürlich auch das Publikum im Maschinenhaus gewohnt schnell um den Finger.
Als wären grandioses Fiddlespiel und Engelsgesang noch nicht genug, überraschte Miss McGeeney bei einem Stück auch noch als Virtuosin an der Tin Whistle. Eigentlich, so erzählte Colm, war die irische Blechflöte in ihrer Jugend ihr Lieblingsinstrument, bis man ihr nach einem Auftritt die Whistle frecherweise stahl und sie sich daraufhin anderen Instrumenten zuwandte. Schön, dass dieses Trauma nun überwunden scheint, denn die Flötentöne bereichern den sowieso schon abwechslungsreichen Sound von GOITSE noch um eine weitere Facette.
À propos Abwechslung: Man sollte nach dem bisher gesagten nun nicht meinen, die Band bestünde lediglich aus ihrer so schönen wie virtuosen Frontfrau. Denn obwohl diese in der Mitte steht, sind die sie umgebenden Jungs weit mehr als bloße Staffage: Sei es Neuzugang Alan Reid am Banjo, der den letztes Jahr ausgestiegenen James Harvey ersetzte, Tadhg Ó Meachair an den Tasten oder Conal O’Cane an der Gitarre, die Herren überzeugten ebenfalls mit immensem Können und großer Spielfreude. Colm Phelan an der Bodhrán ist sowieso eine Klasse für sich. Sein Solo im zweiten Teil des Konzerts sorgte auch an diesem Abend für offene Münder und frenetischen Applaus. Kein Wunder, dass er schon 2006 zum (übrigens allerersten) Weltmeister auf der irischen Rahmentrommel gekürt wurde.
Zusammen sind die Fünf wie ein Bündel Dynamit. Das liegt vor allem daran, dass man ihnen auf der Bühne in jedem Moment anmerkt, dass sie Spaß haben an dem, was sie da tun. Den Beweis der alten Konzertweisheit, dass sich eine solch gute Stimmung auf der Bühne meist auch 1:1 in den Zuschauerraum überträgt, konnte man an diesem Abend im Maschinenhaus deutlich sehen und spüren. Das Berliner Publikum war vom Auftritt der Band jedenfalls derart begeistert, dass es zum Ende sogar zu einer echten (weil ungeplanten) Zugabe kam, denn der Beifall wollte auch nach der regulär vorgesehenen Dreingabe einfach nicht verstummen.
Ein großartiger Folkabend, der auf eine baldige Wiederholung hoffen lässt. Im Gespräch nach dem Konzert versprach Áine, dass bis zum nächsten Mal nicht wieder drei Jahre vergehen sollen. Wir freuen uns jetzt schon auf die Rückkehr der sympathischen Iren!