Gut zwei Monate verbrachte der Spiegel-Journalist Stephan Orth im Iran. Von Teheran über Isfahan, Shiraz und bis hin zum Kaspischen Meer durfte er immer wieder die unnachahmliche Gastfreundschaft der Iraner erleben. Das schnöde Hotelbett tauschte er gegen Perserteppiche bei 22 verschiedenen Gastgebern und konnte so einen ungeschminkten Eindruck vom Alltagsleben junger Iraner gewinnen.
„Couchsurfing im Iran“ lässt das Land mit seiner wechselhaften Geschichte, der prunkvoller Architektur und herzlichen Menschen vor dem inneren Auge lebendig werden – die faszinierenden Landschaften hingegen bleiben weitgehend außen vor. Es ist ein bemerkenswerter Einblick in die Kultur eines Landes, von dem uns durch die Massenmedien ein reichlich verzerrtes Bild vermittelt wird. Wirklich überraschen sollte die Erkenntnis, dass Iraner nicht durchweg erzreligiöse, konservative Bartträger sind, allerdings nicht. Stephan Orths humorvolle Anekdoten erzählen von dem Balanceakt zwischen dem Wunsch nach Selbstverwirklichung und dem Anpassen an ein manchmal allmächtig scheinendes System. Dem Vorsatz treu bleibend, seine Reise spontan von den Menschen vor Ort gestalten zu lassen, besuchte der Autor nicht nur die typischen touristischen Sehenswürdigkeiten. Sein Weg führte ihn zu den Schlachtfeldern an der irakischen Grenze, er besuchte ein (völlig harmloses) Sado-Maso-Treffen in Teheran, traf überraschend viele Modern-Talking-Fans und wurde von einem Prinzen zum Wein trinken eingeladen.
Leicht lesbar und unterhaltsam geschrieben ist das Buch ebenso für versierte Irankenner geeignet, wie auch für Neugierige, die einfach den Blick hinter die verschlossenen Türen teilen möchten. Subjektiv, selbstironisch und informativ – „Couchsurfing im Iran“ ist ein Reisebericht, der einfach Spaß macht. Und natürlich Lust aufs selber Reisen.
Malik
240 Seiten
ISBN 978-3-89029-454-4
14,99€