In ihrer norwegischen Heimat zählen HIGHASAKITE schon länger zu den Großen und spätestens seit dem Release ihres aktuellen Albums „Camp Echo” im Mai dieses Jahres sind sie auch im Rest Europas kein bloßer Geheimtipp mehr. Zwischen ihren Auftritten auf Erstligafestivals wie Glastonbury (UK) oder Roskilde (DK) fanden die Indiepopper im Juni auch Zeit für zwei Clubtermine in Deutschland. Wir waren im Berliner BiNuu dabei.
Hierzulande scheint es sich allerdings noch nicht gänzlich herumgesprochen zu haben, wie gut die Norweger vor allem auch live sind, denn der kleine Club im U-Bahnhof Schlesisches Tor war nur zu etwa zwei Dritteln gefüllt und viele der Anwesenden rekrutierten sich aus in Berlin lebenden oder hier als Gast weilenden Skandinaviern. Diese freute das intime Setting aber um so mehr. So erklärte mir ein bereits in die Jahre gekommener norwegischer Fan in der ersten Reihe, dass er gerade mit seiner Tochter und seinem Sohn auf Europareise sei, und sie total glücklich wären, nicht nur am selben Abend wie die Band hier zu sein, sondern zeigte sich auch begeistert über die Möglichkeit, vielleicht nach dem Konzert mit den Musikern ins Gespräch zu kommen und Autogramme zu erhaschen.
Einen Support gab es an diesem Abend nicht und mit etwa einer halben Stunde Verspätung betraten Ingrid Helene Håvik (Gesang), Trond Bersu (Schlagzeug), Øystein Skar (Keyboard), Kristoffer Lo (Gitarre, Basstrompete, Percussion) sowie Marte Eberson (Keyboard) die Bühne und eröffneten den Abend mit „Liar”, dem ersten Track des neuen Albums. Als zweites folgte dann postwendend der letzte Song auf „Camp Echo”, „Chernobyl”, und mit „My Mind Is A Bad Neighbourhood” gleich noch ein Stück von besagter CD. Dass der Fokus auf der aktuellen Scheibe liegen würde, war natürlich bereits vorher klar aber dass die Band wirklich alle neuen Songs spielte, war dann doch eine kleine Überraschung. Eine sehr schöne allerdings, denn das Album steht bereits jetzt hoch in unserer Jahresbestenliste und die Tracks sind – ausnahmslos – auch live einer um den anderen wirkliche Kracher.
Aber natürlich gab es auch jede Menge Stücke vom ersten Album und auch „Keep That Letter Safe” von der gleichnamigen EP und das BON IVER – Cover „Heavenly Father” hatten den Weg in die Setlist gefunden. Untermalt wurden die Songs von einer stimmungsvollen Lightshow mit viel Backlight und silbernen Reflektorschirmen im Bühnenhintergrund, so dass im Nebel oft nur die Schemen der Musiker zu erkennen waren. Das Ganze verlieh dem Auftritt etwas mystisch troll- beziehungsweise im Fall von Ingrid natürlich eher feenhaftes – für Fotografen war es allerdings ein mittlerer Alptraum.
Nach etwas mehr als einer Stunde verabschiedete sich die Band leider schon wieder, allerdings nicht, ohne unter dem großen Applaus des Berliner Publikums noch einmal zurückzukehren. Das romantische „Lover, Where Do You Live?” setzte schließlich den gelungenen Schlusspunkt unter einen zwar kurzen, aber dennoch wunderschönen Abend.
Doch was heißt hier Schlusspunkt? Auch die Autogrammjäger kamen schließlich noch auf ihre Kosten. Die einzige, die es zum Leidwesen von vielen nicht mehr zum Merchstand schaffte, war Frontfrau Ingrid, die wohl einfach zu platt vom Tourstress war. Kunststück, wenn man bedenkt, dass die Band zwischen den Gigs irrsinnige Strecken zurücklegt – für die anstehende Fahrt zum nächsten Auftritt beim Bråvalla Festival im schwedischen Norrköping am Folgetag benötigt die Band etwa 15 Stunden, wie Øystein verriet. Dennoch bereuten sie es nicht, so der Keyboarder, für die beiden Clubkonzerte nach Deutschland gekommen zu sein, denn die intime Atmosphäre sei für alle eine angenehme Abwechslung zu den großen Festivalbühnen.
Wer die Band in Münster und Berlin verpasst hat, hat im Oktober noch einmal die Chance, dann stehen vier weitere Deutschland-Dates in Hamburg, Köln, München und Frankfurt auf dem Plan. Wir können einen Konzertbesuch nur empfehlen!
Setlist:
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Liar
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Chernobyl
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Bad Neighbourhood
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Hiroshima
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Someone Who’ll Get It
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Leaving No Traces
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The Man On The Ferry
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Heavenly Father
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Samurai Swords
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Deep Sea Diver
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Keep That Letter Safe
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God Don’t Leave Me
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I Am My Own Disease
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Golden Ticket
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Since Last Wednesday
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Lover, Where Do You Live? (Zugabe)