Bereits der erste Teil von Oliver Dörings und Christian Gailus Hörspielbearbeitung von H.G. Wells wegweisender Science Fiction Story „Der Krieg der Welten“ konnte auf ganzer Linie überzeugen. Teil 2 setzt die Geschichte nun nicht etwa genau da fort, wo sie am Ende von Teil 1 abgebrochen wurde, sondern wartet mit einer Überraschung auf.
Wurde der erste Teil im Großen und Ganzen von der erzählenden Hauptfigur Simon Shuster (gesprochen von Dietmar Wunder) getragen, wird dieser im zweiten Teil nur am Rande erwähnt und taucht selbst gar nicht auf. Die Geschichte folgt nun nicht mehr ihm, sondern seinem Bruder Stuart und dessen Studienfreunden Lester und Angus.
Die Erlebnisse von Stuart in London finden sich zwar auch in Wells Originalversion, dort werden sie aber von seinem Bruder Simon sozusagen „aus zweiter Hand“ erzählt. Stuart übernimmt Im Hörspiel jedoch nicht einfach die Erzählerposition, sondern diese fällt schlicht weg und man wird somit sofort in die Handlung geworfen. Das Verlassen der ursprünglichen Erzählstruktur funktioniert in diesem Fall wirklich gut und macht das Ganze erst so richtig zum Kopfkino.
Aber nicht nur die Perspektive ändert sich, auch räumlich verlagert sich die Handlung. So ist nun nicht mehr die ländliche Szenerie Surreys, sondern zunächst das städtische London Ort der Handlung. Im Gegensatz zum Massaker am Ende des ersten Teils ist hier anfangs noch alles friedlich. Damit wird sozusagen von Null an ein komplett neuer Spannungsbogen aufgebaut, der den Hörer aber sehr schnell in seinen Bann zieht. Vom ersten Unglauben der Gerüchte über die angebliche Landung von Aliens über eine sich immer mehr ausbreitende Panik bis hin zu… aber wir wollen ja nicht zu viel verraten.
Natürlich tragen auch wieder die – wie im ersten Teil großartigen – Soundeffekte und die wunderbar dezente Musikuntermalung zur stimmigen Gesamtatmosphäre bei. Nicht zu vergessen natürlich die Akteure: Beginnend mit Joachim Kerzels markant-knorriger Einleitung ist bei dieser Produktion wirklich ein verdammt großer Teil des deutschen Sprecher-Olymps versammelt, hier lohnt vor allem ein Blick in den erweiterten Cast. In der Hauptsache getragen wird die Handlung der Folge vom „Studien-Trio“ Niko Sablik (Stuart), Roland Wolf (Angus) und Jan Rohrbach (Lester), den manche vielleicht auch als Gitarrist von DOTA kennen, aber auch von der vor allem als Werbe- und Radiostimme (DLF) bekannten Christina Puciata (Mary).
Fazit: Zwar wurden an Wells Originalstory einige Modifizierungen vorgenommen, wie etwa die Hinzuerfindung von Lester und Angus oder die Veränderung von Stuarts weiblicher Reisebegleitung (bei Wells reist er ohne Studienfreunde, dafür mit 2 Damen), im Hinblick auf die dramaturgische Umsetzung ist dies jedoch mehr als gerechtfertigt. In vielen anderen Dingen bleibt die Hörspielfassung auch im zweiten Teil Wells Klassiker allerdings so treu wie möglich, was selbst die größten Puristen unter den Fans eigentlich wieder versöhnen sollte. In Sachen Atmosphäre und Spannung übertrifft die Fortsetzung jedenfalls sogar den bereits sehr guten ersten Teil. Großartiger Hörgenuss – beide Daumen nach oben!
Cast:
Stuart Nico Sablik
Lester Jan Rohrbach
Mary Christina Puciata
Angus Roland Wolf
Portier Uwe Büschken
Bodo Sascha Rotermund
Putner Alexander Doering
Seller Bernd Rumpf
Mrs. Chand Marianne Groß
Lucas Douglas Welbat
sowie Matthias Haase, Jan Spitzer, Erich Räuker, Bernd Vollbrecht, Frank Glaubrecht, Robert Frank, Dietmar Wunder, Michael Iwannek, Oliver Kalkofe, Thomas Nero Wolff, Ila Panke, Gerrit Schmidt-Foß, Roman Shamov, Julia Kaufmann, Julien Haggége, Hans-Georg Panczak, Thomas Nokielski, Alexander Weise, Heiko Obermöller, Martin Baden, Daniel Montoya, Stephan Busch, Sabrina Strehl, Juliane Ahlemeier, Christian Gailus, Marcus Staiger, Christoph Walter und Joachim Kerzel
Ein Hörspiel von Christian Gailus und Oliver Döring nach dem Roman von H.G. Wells
Produktion: IMAGA — Alex Stelkens & Oliver Döring
Produktionsleitung und Regieassistenz: Ila Panke
Tontechnik: Thomas Nokielski
Schnittassistenz: Anton Moritz Meid
Buch: Christian Gailus
Schnitt und Regie: Oliver Döring
Spieldauer: ca. 50 Minuten
Empfohlen ab 12 Jahren