Ein nebliger Herbstabend in Berlin, ein neues ASP-Album unter dem Namen „Verfallen“, als Teil einer neuen, größeren Erzählung angekündigt und eine eher dunkel angehauchte Menschenmenge in Huyleys Neuer Welt – die Zutaten waren gut, sich in die Welten der Frankfurter Düster-Rocker entführen zu lassen…
Zunächst legten aber erst einmal SPIELBANN, die Mannen um Frontfrau Nic und -mann Seb vor. Und zwar beachtlich! Die Duette beider trugen gut und klar über dunkle Gitarrenmeere und elektonische Melodie- und Rhythmusstürme. Die für ASP angereiste Menge verlangte also (sehr zu Recht!) eine Zugabe bereits bei der Vorband. Sicherlich im Auge zu behalten und nicht umsonst bereits jetzt als Newcomer Support von ASP!
Dann enterten ASP als Headliner des Abends die Bühne, die leider weit hinter den aufwändigen Visuals zurück blieb, die man ansonsten von Band und ihrem Umfeld gewohnt ist. Gerade die Szenerie um die Hintergrundgeschichte des aktuellen Albums, das um das bereits seit 20 Jahren leer stehende und daher titelgemäß „verfallende“ Leipziger Hotel Astoria spielt, wäre sicherlich auf der Bühne stimmungsvoll anzudeuten gewesen. So aber gab es eher puren, energiegeladenen Rock und wummernde Bässe, was zumindet für mich, der das neue Album vor der Tour noch nicht gehört hatte, doch eher unerwartet kam: Sänger Alexander „ASP“ Spreng gab bereits beim längeren Intro mit deutlichen Posen vor, in welche Richtung der Abend gehen würde: eher weniger erzählend-melancholisch-besinnlich als kraftvoll-dynamisch.
Auch der Sound hielt sich -zumindest am Berliner Abend der Tour- an diese Leitlinie: es wurde bedeutend härter abgemischt als beim Album – was leider deutlich auf Kosten der Erzählqualität ging: trotz Deutsch als Muttersprache und Songtextsprache war leider oft wenig bis gar nichts der Texte zu verstehen. Den Fans gefiel dieser Spagat aus Album und Live-Performance aber offensichtlich ganz gut, kannten sie doch merklich schon einige der Texte vom neuen Album und waren aus den vorherigen Veröffentlichungen APSs ja auch einiges mehr an Härte gewohnt…
Überhaupt, die Fans! ASP ist ohnehin in der schwarzen Szene mit Musikerkollegen, Grafikern und auch den Fans gut vernetzt und das war zu merken: sowohl am gut gefüllten Huxleys wie auch an der Grundstimmung: hier kamen alte Bekannte und Vertraute, die ihr neues Werk vorstellten. Dies genoss man je nach eigener Präferenz: eher rockend im Pit oder weiter hinten auf der Tribüne unbewegt und mit düstererem Gesichtsausdruck. Ein deutliches Statement gegen Kommerzialisierung kam denn auch von der Bühne.
Das neue Album selbst jedoch bietet aber auch einiges mit Potential zum neuen Klassiker: sowohl „Himmel und Hölle“ als auch „Souvenir, Souvenir“ dürften wohl noch lange im Stamm-Repertoire auftauchen.
Als besonderen Leckerbissen gab es dann auch noch ein Duett von SPIELBANN-Sängerin Nic und Alex Spreng. Es wurde nicht zuletzt hier deutlich, warum beide Bands auch auf dem zweiten Teil der „Verfallen“-Tour zusammenarbeiten werden, der im März nächsten Jahres startet.
Die Zugabe brachte dann noch einmal eine Steigerung der Dynamik: Metal-Kracher wie „Ich will brennen“ und „Wahrer Satan“ bildeten den furiosen Abschluss des Abends und damit des ersten Teils der Tour. Wie auch der Titel „Fortsetzung folgt…“ schon beim Album verspricht, lässt der zweite Teil nicht lange auf sich warten: