Ein erlebnisreiches Jahr liegt hinter FAUN. Mit ihrem aktuellen Album feierten sie ihren bislang größten Erfolg, mussten aber zugleich die härteste Kritik einstecken. Im Herbst begaben sich FAUN nach einem ausgedehnten Festivalsommer ein gutes halbes Jahr nach der Veröffentlichung ihres Albums wieder auf die Straßen, um die Scheibe auch in den Clubs vorzustellen.
Begleitet wurden FAUN auf ihrer Tour von einem bezaubernden Duo bestehend aus der niederländischen Keyboarderin JYOTI VERHOEFF und der Cellistin MAJA FRIDMAN. Ihr zweistimmiger Gesang bestand oft schlicht aus aneinandergereihten Silben und unterstrich die zarten Klänge, die die Musikerinnen ihren Instrumenten entlockten. Jyoti, die später an die Akustikgitarre wechselte, saß leicht nach vorn gebeugt über dem Keyboard, eine leuchtend rote Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht während aus der Haarpracht ihrer Kollegin am Cello zwei gedrehte Hörner ragten, die ihr den Anschein eines mythischen Wesens verliehen. Während einigen Wenigen die Musik etwas zu ruhig war, genossen die meisten Zuhörer die elfenhaften Musik, die sie in knapp 25 Minuten perfekt auf das nachfolgende Konzert einstimmte.
Ein aufwendig gestaltetes Bühnenbild mit stimmungsvoller Dekoration bildete die Kulisse für folgenden Auftritt von FAUN. Efeu rankte sich um die Mikrofonständer und im Hintergrund standen Bäume, deren weiße Blättern im Schwarzlicht leuchteten. Die Pagan-Folker entführten ihre Besucher in eine Welt voller Geschichten und Legenden, in der es noch Zeit zum Zuhören und zum Träumen gibt. Die ersten Töne erklangen. In leuchtend grünes Licht getaucht und von überraschend wenig Nebel verborgen betraten die Münchener gut gelaunt die Bühne. Das Trommelfeuerwerk von Oliver und Rüdiger mit Davul brachte rasch Bewegung in die Menge und Niel Mitra – wie immer mit schickem Lederzylinder – sorgte am Laptop für zusätzliche Power. Nach den beiden Stücken vom aktuellen Album sorgte spätestens der schwungvoller FAUN-Klassiker „Andro“, der die Band bereits seit zehn Jahren begleitet, für beste Stimmung. Nach den flotten Stücken wollte die Band das Tempo noch nicht völlig abflauen lassen und trug „Alba“ vom Album „Eden“ um einiges schneller als auf CD vor. Hier wäre die langsamere Version passender gewesen. Ruhig und romantisch wurde es kurz darauf mit dem Titeltrack „Von den Elben“, bei dem Oliver die keltische Harfe spielte und MAJA FRIDMAN mit ihrem Cello als Gast auf die Bühne kam. Eine klare Bereicherung! Wenn auch in Hochdeutsch und nicht in mehr auf Mittelhochdeutsch wie in der ursprünglichen Fassung, ist die wunderschöne, gefühlvolle Version Welten von dem entfernt, was auf dem aktuellen Album zu hören ist. Gleiches gilt später für „Welche Sprache spricht dein Herz“, bei dem die Faune mit SUBWAY TO SALLY zusammengearbeiteten. Von allem überflüssigen Bombast befreit sorgten die Lieder mühelos für Gänsehaut. Hier bleibt nur der Wunsch nach einem Livealbum, um die Lieder auch zuhause so genießen zu können – Zeit wäre es hierfür nach gut fünf Jahren ohnehin mal wieder.
Danach führte die musikalische Reise die Zuhörer in den hohen Norden. „Iduna“ ging eine auf der Drehleier begleitete Erzählung der Legende voraus und verlieh dem Stück noch mehr Wirkung. Die Nyckelharpa sorgte für den nordischen Sound des Liedes über die Hüterin der goldenen Äpfel, zu dessen lebhafter Melodie ausgelassen getanzt und gefeiert wurde. Auch bei der „Hymn to Pan“ wurde die besungene Mythengestalt kurz vorgestellt. „Wir glauben, dass es der Welt ein ganzes Stück besser gehen würde, wenn mehr Menschen an eine solche Manifestation, an einen solchen Halbgott glauben würden“, meinte Frontmann Oliver und bezog sich damit weniger auf die griechische Mythologie an sich, als auf die damit einhergehende Achtung der Natur, die ein wichtiges Thema der Band ist. Wie auf der gesamten Tour befand sich auch in Nürnberg ein Greenpeace-Stand am Eingang des Clubs, verteilte Informationen und sammelte Unterschriften für eine Petition, die für die Haftentlassung von 30 Greenpeace-Aktivisten plädiert, die aktuell in Russland festgehalten werden. Zu der Naturthematik passte im weitesten Sinne auch die brandneue „Hymne der Nacht“. Ein zauberhaft fauniger Ohrwurm mit langem Instrumentalpart, in dem Flöte, Rahmentrommel, Schellenkranz, Bouzouki und Drehleier aufs Beste harmonierten. Bitte, mehr davon!
Seitdem die Band das letzte Mal in Nürnberg zu Gast war hatte sich ihr Line-up verändert. Auf der Akustiktour stand neben Fiona Rüggeberg Sonja Drakulich von STELLAMARA als zweite Sängerin auf der Bühne. Nun war, wie bereits auf den Sommerfestivals, Katja Moslehner dabei, die sich inzwischen gut in die Band integriert hat. Auch Drehleierspieler Stephan Groth (u.a. ZIRP) trat zum ersten Mal zusammen mit den Faunen in Nürnberg auf, beim letzten Gastspiel in der Frankenmetropole fehlte er auf Grund der Geburt seines Kindes. Die Chemie auf der Bühne stimmte offensichtlich, die Dialoge zwischen den Musikern wirken spontan und sie selbst sympathisch und bodenständig wie eh und je.
Das bulgarische Lied „Sabrali“ ist schon seit einiger Zeit Teil des FAUN-Programms. Wie zumeist übersetzten die Musiker nur ein Teil des Liedes, gaben aber Hinweise darauf, wie sich der letzte Teil interpretieren ließ. „Ich darf noch hinzufügen, wenn dem Mädchen der Sukmanče fehlt, dann führt das in letzter Konsequenz dazu, dass der Drehleierspieler nicht zum Konzert kommen kann“, verriet Stephan und wurde gleich darauf von Sonja gerügt: „Das war jetzt aber ein großer Tipp!“ Auch Oliver hatte noch einige Tipps auf Lager und lieferte Vorschläge, wie auch ein schüchterner Mann hübsche Frauen in der Disko ansprechen könnte: „Ich würde gern dein Sukmanče rauben!“ – „So machst du das also!“ – „Ne, ich doch nicht, ich bin doch nicht schüchtern!“. Während die Band das Lied wie auf der Akustiktour in reduzierter Besetzung darbot, war bei „Rhiannon“ und der abschließenden spanischen Ballade „Tinta“ wieder für alle Musiker voller Einsatz angesagt, bevor sie sich verabschiedeten. „Lasst dieses Konzert ein fruchtbarer Acker sein und bringt beim nächsten Mal viele neue Faun-Fans mit!“
Der anhaltende Applaus ließ die Band anschließend noch zweimal auf die Bühne zurückkehren. „Wenn wir uns wiedersehen“ begann etwas langsamer als in der eigentlichen Version und wurde am Anfang nur zu viert gespielt. Nach zwei Dritteln setzte der Rest nach der Zeile „Den Weg ins Tal, den finden wir zurück“ mit ein und Oliver wechselt von der Harfe an die Bouzouki. Wie bereits die anderen „Von den Elben“-Stücke machte sich auch dieses Lied live und ohne „Hey ja“-Backgroundgesang weitaus besser als in der Studioversion. An dieser Stelle wies Oliver auf das besondere Datum hin. „Obwohl man heute in Kunstblut badet und mit Kürbissen beschmissen wird, haben ja die meisten Feste einen ernsten Hintergrund“, so war Samhain das Totenfest. Anschließend wartete ganz am Ende noch ein besonderes Highlight auf die Zuschauer. Auf den ersten Tourtagen hatten die Faune gemeinsam mit den Musikerinnen ihrer Vorband herum gejammt und dabei „Zwei Falken“ wiederentdeckt.
Fazit: Fantastische Liveumsetzungen der Lieder, viel positive Energie, jede Menge Spielfreude und dazu bestens aufgelegte Zuschauer – so sieht man FAUN immer wieder gern.
Setlist:
01. Mit dem Wind
02. Diese Kalte Nacht
03. Andro
04. Alba
05. Zeitgeist
06. Von den Elben
07. Iduna
08. Lyansa
09. Hymne der Nacht
10. Pearl
11. Welche Sprache spricht dein Herz
12. Sabrali
13. Rhiannon
14. Tinta
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15. Wind und Geige
16. Hymn to Pan
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17. Wenn wir uns Wiedersehen
18. Zwei Falken