Helmut Vorndran – Gerätemuseum, Ahorn (Lesung)

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Es ist Krimizeit in Ahorn. Ganz der Tradition folgend hatte die Coburger Buchhandlung Riemann zur „Weltpremiere“ des neusten Buches von Helmut Vorndran geladen. „Habakuk“ heißt das aktuelle Machwerk des fränkischen Krimiautors, der schon längst überregionale Bekanntheit erlangt hat. Die Vorgängerbände der Reihe, in deren Mittelpunkt das Bamberger Kriminalkommissariat samt Ermittlerferkel Riemenschneider steht, haben es bis auf die Spiegelbestsellerliste geschafft.

Die Temperaturen im Obergeschoss des Gerätemuseums muteten tropisch an, ganz zum Leidwesen des Autors: „Das ist die anstrengendste Lesung meines Lebens!“. Kurzerhand wurden Lesezeichen und Bücher zu Fächern umfunktioniert, mit den sich das hitzegeplagte Publikum ein wenig Abkühlung verschaffte, und das Signieren in der Zwischenpause eine Etage tiefer verlegt. Den bodenständigen Buchcharakteren ging es da ganz anders, spielte die Geschichte doch größtenteils im Winter. „Das kommt heute nicht so rüber.“

Von der eigentlichen Krimihandlung – Kommissar Bernd Schmitt aka Lagerfeld und seine Kollegen bekommen es dieses Mal mit der Drogenmafia zu tun – hörte man in der gut zweistündigen Lesung noch wenig. Die illegalen Geschehnisse beschränkten sich auf Rauchen im OP, Jungenstreiche und, wenn es nach der Sekretärin der Dienststelle ginge, wohl auch das unerlaubte Benützen der Damentoilette. Das Ermittlungsgeschehen biete ohnehin, so der Autor, in erster Linie die Rahmenhandlung für das eigentlich Spannende: Das Privatleben der Kommissare, dass sich im Laufe der Bücher stark fortentwickelt. In „Habakuk“ steckt mehr Autobiographisches als je zuvor in Vorndrans Büchern. „Das ist über weite Strecken wirklich so passiert, ausgenommen die ein oder andere Leiche.“ So erzählt Vorndran verschmitzt vom bei der Jungfernfahrt in der Preppach versenkten Löschwagen der Eberner Feuerwehr, von Verwechslungen auf dem Jesserndorfer Weihnachtsmarkt, der Geburt von Lagerfelds Tochter und fleischloser Kost in der heimischen Küche. Der Rattelsdorfer Autor ist ein Meister darin, die skurrilen Situationen mit herrlich blumiger Sprache zu überspitzen.

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Mit kräftiger Stimme las Vorndran in schönstem Fränkisch, und genau so schreibt er auch. Mit den Lektoren – der „Ansammlung missgünstiger Germanisten“ – seines Verlages sorgte das in der Vergangenheit bereits für Konflikte, folgt das Fränkische doch nicht immer den klassischen Grammatikregeln. Dabei schob der Autor immer wieder Erklärungen nach, damit auch Uneingeweihte dem Geschehen mühelos folgen konnten. Obwohl es sich um die Premierenlesung von „Habakuk“ handelt war von fehlender Routine nichts zu spüren. Vorndran führte locker und satirisch durch den Abend. Das Publikum hatte der ehemalige Kabarettist ohnehin vom ersten Moment auf seiner Seite. Kaum ein Zuhörer war zum ersten Mal auf einer seiner Lesungen und als Wiederholungstäter wussten die Gäste, was sie erwartete. Es war kein schönes Lesen im eigentlichen Sinne, dafür aber ein vergnüglicher Abend mit jeder Menge Bier, Schweiß und Lokalkolorit.

Janina Stein

Über Janina Stein

Kulturgeographin, Fotografin und freie Journalistin, zuletzt 1 ½ Jahre unterwegs in Neuseeland, Australien und Asien. janina.stein (at) schubladenfrei.de
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