H.G. Wells – „Krieg der Welten“ – Teil 3 von 3 (Hörspiel-Review)

Cover KDW 3Nach dem temporeichen zweiten Teil präsentieren Regisseur Oliver Döring und Autor Christian Gailus nunmehr den letzten Teil der „Krieg der Welten“ – Hörspieltrilogie, der, was Handlung und Machart angeht, beinahe nahtlos an Teil 1 anschließt.

Teil 2 wirkt dadurch, und auch nicht zuletzt da der Stuart-Handlungsbogen in gewisser Weise in sich abgeschlossen ist, wie eine „Geschichte in der Geschichte“ – was sicherlich so beabsichtigt war, und in der Gesamtschau auch aufgeht.

Dennoch muss man als Hörer dieses starke Abbremsen in der Geschwindigkeit der Handlung und die Reduktion von vielen auf nur wenige Stimmen erst einmal ein wenig verdauen. Im Gegensatz zur fast durchgehenden Action des zweiten Teils ist das Schlusskapitel wieder sehr dialog- oder besser gesagt monolog-lastig geraten. Man könnte auch ganz einfach von einem „Switchback to Wunder“ sprechen. Denn genau wie Teil eins oder sogar noch stärker, wird die Geschichte zum weit überwiegenden Teil von Erzählerfigur Simon Shuster und damit von dessen Sprecher Dietmar Wunder getragen.

Neben dessen fast schon übermächtiger Präsenz spricht es sehr für die wenigen anderen Sprecher, die in Teil 3 zu Wort kommen, dass ihre Performance dennoch hängen bleibt. Allen voran zu nennen ist Peter Flechtner, der in der Rolle des ständig besoffenen und langsam wahnsinnig werdenden Kurat wirklich überzeugt. Viele werden seine Stimme kennen, leiht er sie doch sonst so illustren Schauspielern wie Ben Affleck oder Nikolaj Coster-Waldau. Aber auch Carlos Lobo (Jameson) und Jaron Löwenberg als Soldat machen einen für die Kürze ihrer Rollen wirklich sehr guten Job.

In der Hauptsache besteht das Ganze aber aus den von Shuster selbst vorgetragenen Beschreibungen seiner Beobachtungen, dem sich auch noch viel „Was wäre wenn…“ – Philosophieren hinzugesellt. Das wirkt auf Dauer ein wenig ermüdend und entspricht auch nicht wirklich dem Wells’schen Original.

Lag dahinter eine tiefere Bedeutung 
oder war es einfach nur ein Zufall gewesen

(Simon Shuster im Schlussmonolog)

Fazit: Und wieder eine Überraschung. Nach der actionreichen zweiten Folge, die vollkommen ohne Ich-Erzähler auskam, wird der Schluss der Geschichte wieder fast komplett monologisch erzählt. Damit bleibt man zwar in der Erzählweise nahe am Original, nach dem rasanten zweiten Teil dauert es jedoch einen Moment, bis man sich wieder umgewöhnt hat. Der Kunstgriff, das Mittelstück anders zu erzählen, bleibt dann auch das Highlight des Dreiteilers. Insgesamt sind aber alle drei Teile in allen Bereichen überdurchschnittlich zu bewerten, was den Klassiker zu einem wirklich wunderbaren SciFi-Hörvergnügen macht.

Cast:

Simon                  Dietmar Wunder

Kurat                    Peter Flechtner

Jameson              Carlos Lobo

Soldat                   Jaron Löwenberg

sowie Boris Tessmann, Marieke Oeffinger, Antje von der Ahe, Nico Sablik und Joachim Kerzel

Ein Hörspiel von Christian Gailus und Oliver Döring nach dem Roman von H.G. Wells

Produktion: IMAGA — Alex Stelkens & Oliver Döring

Produktionsleitung und Regieassistenz: Ila Panke

Tontechnik: Thomas Nokielski

Post-Produktion: Stephan Busch

Buch: Christian Gailus und Oliver Döring

Regie: Oliver Döring

Spieldauer: ca. 60 Minuten

Empfohlen ab 12 Jahren

Florian Hessler

Über Florian Hessler

Archäologe, Historiker und freier Journalist (u.a. Zillo Medieval, Sonic Seducer, Miroque, Metal-District, Piranha) floh.hessler(at)schubladenfrei.de
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