CéU – Tafelhalle, Nürnberg (Konzertbericht)

Am Samstag, dem 24.03.2012, war in der Nürnberger Tafelhalle die außergewöhnliche brasilianische Sängerin Maria do Céu Whitaker Poças zu Gast. Sie stellte ihr brandneues Album „Caravana Sereia Bloom“ vor, auf dem ganz klar der Schwerpunkt des Abends lag. Während die neue Scheibe abgesehen vom ersten Stück komplett gespielt wurde fanden von den beiden alten CDs jeweils nur zwei Songs den Weg auf die Setliste.

Schon die Anordnung auf der in zarten Nebel getauchte Theaterbühne machte klar, dass CéU auch innerhalb der Band klar im Zentrum steht. Während ihr Mikrofon in der Mitte positioniert war und sie von dort aus immer wieder kleinen, eleganten Schritten über die Bühne tanzte standen ihre Mitmusiker eher statisch im Halbkreis um sie herum und bewegten sich den ganzen Abend über kaum einen Schritt zur Seite. Doch genau dieser Aufbau schaffte zusammen mit weichem Licht und gutem Klang eine tolle Zuhöratmosphäre – und genau das tat das Publikum auch: gebannt zuhören. Mucksmäuschenstill lauschten sie dem kreativen Weltmusikmix, nur am Ende eines jeden Stückes brandete Applaus auf und verstärkte die Theateratmosphäre noch.

CeU

Neben einem Schlagzeuger, einem Gitarristen und einem Bassisten hatten CéU auch einen DJ mit dabei, der ausgestattet mit Laptop und Pult locker-lässig am linken Bühnenrand stand und die Musik mit Beats unterlegte. Die lateinamerikanischen Rhythmen gingen ins Blut, eigentlich wollte man bei Stücken wie „Contravento“ tanzen und nicht auf den – durchaus bequemen – Sesseln sitzen bleiben. Gerade in Songs wie dem vom Tempo her etwas verhaltenerem „Retrovisor“, das mit viele elektronische Spielereien und wabernden Sounds aufwartete fanden sich einige psychedelische Ansätze, die aus dem Grundgemisch aus Samba, Lambada, Tropicálica und Bossa ausbrachen. Die ganze Show über wirkte die Sängerin authentisch, entspannt und völlig im Einklang mit sich selbst – Und das, obwohl es gerade einmal das erste Konzert der Tour war. CéU erklärte, dass alle Lieder des neuen Albums auf einer „Straßenperspektive“ beruhen und dabei immer wieder „unterschiedliche Charaktere, unterschiedliche Kulturen” auftauchen. Ansonsten bedankte sich die Sängerin, die ab und an selbst in die Tasten des Keyboards griff, zwar auf Deutsch für den Applaus, es gab jedoch kaum Ansagen zwischen den Stücken. Sehr treffend wurde die Veranstaltung als “verspielt-erotisches Ohrenkino” angekündigt – doch eigentlich war das Kino nicht nur für die Ohren. CéU lebt ihre Musik, ob sie sich im Takt der mitreißenden Rhythmen wiegt oder mit ihrer teils unschuldig-mädchenhaften Ausstrahlung spielte, bevor sie mit keckem Hüftschwung über die Bühne schwebte. Dass das Programm auch funktionierte, wenn die Sängerin nicht mit auf der Bühne stand, zeigte die Band als die Frontfrau für einen Song gänzlich von der Bühne verschwand und es ihren Bandmitgliedern überließ, die einlullenden Klangteppiche zu weben. Umso stärker kam anschließend Gänsehautfeeling auf, als der samtig weichen Gesangsstimme wieder der meiste Platz eingeräumt wurde.

Gegen Ende des Programms spielte die Band noch zwei großartige Stücke in englischer Sprache, was dem Gesamtbild eine weitere Facette hinzufügte, da nun auch jemand, der kein Portugiesisch sprach, dem Inhalt der Songs folgen konnte. Mit der Sprache änderte sich auch das Klangbild, das nun einen Ausflug in Richtung Soul und Blues unternahm, bevor es mit „Baile de Ilusao“ wieder zurück zu lateinamerikanischen Klangwelten ging. Mit ihrer außergewöhnlichen Stimme könnte die Sängerin einem wohl noch viel gewagtere Stilexperimente schmackhaft machen. Zum Abschluss des regulären Sets spielte CéU noch ein Stück ihres ersten Albums, bevor sie sich bei ihrer Crew und dem Publikum bedankte. Mit der Zugabe „Chegar em Mim“ klang ein tolles, aber gefühltermaßen sehr kurzes Konzert aus, das das bunt gemischte Publikum bestens zu begeistern wusste.

CeU

Setlist:
01. Free
02. Asfalto e Sal
03. Amor de Antigos
04. Contravento
05. Retrovisor
06. Cangote
07. Sereia
08. Teju Na Estrada
09. Palhaco
10. Grain de Beaute
11. Piel Canela
12. Malemolencia
13. Streets Bloom
14. You won’t regret it
15. Baile de Ilusao
16. Rainha
17.
Chegar em Mim

CeU

Janina Stein

Über Janina Stein

Kulturgeographin, Fotografin und freie Journalistin, zuletzt 1 ½ Jahre unterwegs in Neuseeland, Australien und Asien. janina.stein (at) schubladenfrei.de
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