LAMIA BÈDIOUI & THE DESERT FISH – „Athamra“ (CD-Review)

LAMIA BÈDIOUI & THE DESERT FISH - Athamra - CoverHeute ist das Mittelmeer ja eher als Fluchtroute und Massengrab in den Schlagzeilen. Doch ebenso wie seine Wasser trennen, verbinden sie auch drei Kontinente, auf ihnen bewegten sich über die Jahrtausende neben Handelsgütern und Armeen auch immer Ideen und kulturelle Eigenheiten von einem Ufer zum anderen. Diesem verbindenden Element und den Traditionen der Mittelmeerländer widmen sich LAMIA BÈDIOUI und ihre Band THE DESERT FISH.

Die heute in Griechenland beheimatete Sängerin verbindet in ihrer Person selbst zwei dieser Traditionen: Geboren wurde sie Tunesien, wo sie zunächst Wirtschaft, später aber Musik und Gesang studierte. Letzteres Studium setze sie dann auch nach ihrem Umzug nach Athen fort. Zusätzlich beschäftigte sie sich mit der Kunst des Geschichtenerzählens, die ja im gesamten Mittelmeerraum seit jeher gepflegt wird. Beides, die Lust zu musizieren und die Lust zum Erzählen hat sie nun auf einer CD zusammengeführt. Das Album trägt den Titel „Athamra“ – das arabische Wort für Frucht. Diese brauchte allerdings eine ganze Weile um zu reifen, denn das Debütalbum der Künstlerin liegt immerhin schon zehn Jahre zurück. Wie das mit Früchten aber so ist, je länger die Reifezeit, desto süßer der Geschmack. LAMIA BÈDIOUI nimmt den Hörer durch ihren ausdrucksstarken Gesang mit auf eine musikalische Reise. Ob Liebeleien, Hochzeiten oder Gefängnisaufenthalte, ob sizilianische Piraten oder die sephardischen Juden Spaniens, die Stücke berichten von den unterschiedlichen Lebenswelten der mediterranen Bevölkerung, die dennoch durch das Meer in ihrer Mitte verbunden sind. Das erzählerische, theatralisch-performative Element steht dabei stets im Vordergrund.

Bestens unterstützt wird sie dabei von ihren Mitmusikern. Von Mandoline und Gitarre über die arabische Kastenzither Kanun bis hin zur kretischen Lyra und afrikanischen Wassertrommel nutzen die Wüstenfische die ganze Vielfalt mediterraner und orientalischer Instrumente, um ein eindrucksvolles Bild dieses einzigartigen Kulturraums zu zeichnen.

Fazit: Ein facettenreiches, kulturübergreifendes Album, das im Großen und Ganzen eher zum Zuhören als zum Tanzen einlädt, deshalb aber nicht weniger spannend ist.

Tracklist:

  1. Sea
  2. In jail
  3. Coracino
  4. In his arm
  5. The hapless wife
  6. The pirates in Palermo
  7. Intro
  8. My heart
  9. Down at the swamp
  10. Gerineldo
  11. Tell me, coquette
  12. Intro
  13. The wedding
  14. The dream

Lbedioui Music

VÖ: August 2015

Florian Hessler

Über Florian Hessler

Archäologe, Historiker und freier Journalist (u.a. Zillo Medieval, Sonic Seducer, Miroque, Metal-District, Piranha) floh.hessler(at)schubladenfrei.de
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