
Rudolstadt-Festivals vergeben. Seit dem Jahr 2020 entscheidet das zehnköpfge Organisationsteam
des Festvals über diese mit insgesamt 5.000 Euro dotierte Auszeichnung, die in diesem Jahr zweimal vergeben wird: An den aus Burkina Faso stammenden und in Dresden lebenden Musiker Ezékiel Wendtoin Nikiema aka EZÉ und an die Tanzmeisterin SIGRID DOBERENZ, die für ihr Lebenswerk mit der Ehren-RUTH ausgezeichnet wird.
Die Jury begründet die Entscheidung wie folgt:
EZÉ:
„‚Meine Liebe zu diesem Land ist eine bewusste Entscheidung, ein Signal an alle Menschen, die mich
nicht willkommen heißen wollen. Dieses Land gehört auch mir!‘ Nein, unterkriegen lässt sich Ezé
nicht, obwohl er schon kurz nach seiner Ankunft in Dresden von einem Pegida-Anhänger aus der
Straßenbahn geworfen wurde. Das Erlebnis hat zu seinem Schwarzsein beigetragen, zur bewussten
Wahrnehmung seiner Hautfarbe als eine politische Dimension. Was ihn ungemein angestachelt hat,
das Thema in seinen Liedern aufzugreifen und sich einzumischen: gegen Rassismus und Rechtsruck.
Ezé singt über Flucht und Migration, die Klimakrise, über Männlichkeit und Verletzlichkeit –
überwiegend auf Deutsch, gelegentlich auf Französisch oder in seiner Heimatsprache Mòoré.
Pointiert und humorvoll, aber immer so, dass an seiner Haltung keine Zweifel aufkommen, feiert er
seinen Migrationsvordergrund sowie seine Individualität. ‚Auch ich bin Deutsch, auf meine Weise‘,
sagt Ezé. Und das ist sehr, sehr gut so, denn mit seiner Humanität und als sozial, kulturell und
politisch aktiver Mensch ist er ein großer Gewinn für dieses Land. Dem wir deswegen dankbar die
RUTH 2025 verleihen.“
SIGRID DOBERENZ:
„Was über die Anfänge des Mitmachtanzes in der DDR oft kolportiert wird, dass nämlich die
Besucher dem aktiven Tanzen gegenüber voreingenommen waren und gehemmt, selbst zu tanzen,
galt ganz sicher nicht für Sigrid Doberenz: Die Leipzigerin war ein Energiebündel und hatte keinerlei
Scheu, sich zu bewegen. Und auch nicht, auf Besucher von Tanzveranstaltungen und Kursen
zuzugehen und sie zum Mittanzen zu animieren – egal ob groß oder klein, jung oder alt oder von
einer Behinderung geplagt. Nur in einem war sie streng: Simples Herumhopsen war nicht, das ganze
sollte bitteschön Hand und Fuß haben. Das technische, methodische und tanzkundliche Wissen und
Können, dass sie sich selbst in einer Ausbildung zur Tanzmeisterin angeeignet hatte, prägte auch ihre
Vermittlung von Volkstänzen: Essentiell waren die Ästhetik, der Charakter und das Verhalten im
Tanz. Das floss in ihre Workshops ebenso ein wie in die drei Tanzbücher (Das Taubenhaus 1996, Der
Gänsereigen 2000, Der Froschkanon 2008) sowie einen Volkstanzkurs auf DVD (Das Federbett 2003),
die sie veröffentlicht hat. Volkstanz zum Mitmachen in der DDR, das war ein Phänomen und ist noch
heute eine Klasse für sich. Oft kopiert und nie erreicht. Sigrid Doberenz hatte daran einen ganz
entscheidenden Anteil. Dafür hat sie sich die Ehren-RUTH 2025 mehr als verdient.“