Nachtgeschrei – Staub und Schatten (CD-Review)

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Die schwärzeste Nacht haben NACHTGESCHREI weit hinter sich gelassen. Nach beinahe zehn Jahren Bandbestehen und einem der wohl geglücktesten Sängerwechsel der Szene müssen die Sieben auf ihrem neuen Studioalbum niemandem mehr etwas beweisen. Sie haben ihre gemeinsame Stimme gefunden und setzen den Akzent ganz klar auf den zweiten Teil von Folk-Rock.

„Staub und Schatten“ ist nicht mehr durch die fast schon aggressive „Jetzt-erst-recht“-Stimmung des Vorgängeralbums geprägt. Es wirkt ausgeglichener und kommt bei aller metallische Härte immer melodiös daher. Die Scheibe mit ihren wortwörtlich monströsen Ohrwürmern und spannenden Rhythmuswechseln strotzt nur so vor geballter Energie. „Das Nichts“ lädt unwiderstehlich zum Springen ein und im Verlauf der zwölf Songs bleibt wohl keine Haarmähne ungeschüttelt. Die satten Stromgitarren werden in der Rockballade „Lunas Lied“ von Akustikklampfen abgelöst. Sanft werden sie vom Synthieorchester untermalt, das dem Album den ein oder anderen Bombastmoment beschert und es noch dichter klingen lässt. Auch der Drehleier, inzwischen gespielt von Lauren Weser, den Flöten und dem Dudelsack wird weiterhin ihr Platz eingeräumt. Die Folkinstrumente sorgen nicht nur für den charakteristischer Sound der Band, sondern auch für die nötige Bodenhaftung.

Gewittergrollen, Hundebellen und Kirchenglocken leiten „Kerberos“ ein. Der Höllenhund hält statt an seinem angestammten Platz vor „Eden“ Wache, wo es gar nicht paradiesisch zugeht. Martin sing sich souverän durch sämtliche Höhen und Tiefen und all die düsteren Themen, die dabei angesprochen werden, ringen NACHTGESCHREI nicht mal ein erschrockenes Innehalten ab. Im Angesicht von Hindernissen und Vergänglichkeit geht es in der Arena des Lebens weiter – es wird sogar, erst recht, weiter getanzt. So kann man in „Schlaflos“ nur aus vollen Herzen zustimmen wenn es heißt: „Ich will nicht, dass es enden muss“. Packend, eigenständig und immer für eine Überraschung gut – Mit „Staub und Schatten“ können NACHTGESCHREI selbstbewusst nach vorn blicken.

 

Anspieltipps:
Monster
Schlaflos

Tracklist:
01. Monster
02. Das Nichts
03. Die wilde Jagd
04. Staub und Schatten
05. Lunas Lied
06. Kerberos
07. Eden
08. Der letzte Tag
09. Verloren
10. Bruder
11. Leben für den Klang
12. Schlaflos

[SPV Records]

Release: 07.08.2015

Janina Stein

Über Janina Stein

Kulturgeographin, Fotografin und freie Journalistin, zuletzt 1 ½ Jahre unterwegs in Neuseeland, Australien und Asien. janina.stein (at) schubladenfrei.de
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