Katja Angenent – „Die alte Freundin Dunkelheit“ (Buch-Review)

KA-Alte_Freundin_Dunkelheit-CoverMittelalter-Freunde kennen Katja Angenent sicherlich noch als langjährige Redaktionsleiterin und Autorin der Zeitschrift Miroque. Nun hat die Journalistin und Schriftstellerin ihr erstes Buch veröffentlicht. In den darin zu findenden 20 Kurzgeschichten dreht sich alles um das Thema Dunkelheit.

 „Sie ist zurückgekehrt. Die alte Freundin Dunkelheit spielt die heimliche Hauptrolle in den zwanzig Kurzgeschichten über Sünde, Wahnsinn und Tod. Sie schickt unerwünschte Besucher aus dem Jenseits, die in finsteren Klosterkellern oder auf nebelumwundenen Friedhöfen warten. Sie sendet ihre grotesken Gestalten der Nacht zu Grafen in verfallende Burgen, in verlassene Psychiatrien und einsame Wälder.“

Soweit der Klappentext. Dunkelheit ist bei Angenent aber nicht allein die Abwesenheit von Photonen im physikalischen Sinn. Sie steht bei ihr auch für das Unbekannte, Rätselhafte, Furchteinflößende und oft genug für die tiefen Abgründe der menschlichen Seele. Dennoch (oder gerade deshalb?) ist diese „alte Freundin“ aber immer auch mythisch, mystisch, geheimnisvoll und faszinierend.

Die unzusammenhängenden und durchweg düsteren Geschichten fallen mal länger, mal kürzer aus, sind mal in der Ich-Form und mal aus dritter Perspektive erzählt. In einem Fall nimmt das Erzählte sogar die Form eines Gedichts an. In dieser Art der Präsentation bewegt sich die Autorin damit in der Tradition der typisch englischen „Ghost Stories“. Während jene jedoch meist in der Gegenwart des Autors oder Erzählers beziehungsweise Lesers spielen, gibt Angenent einigen ihrer fiktiven Stories einen historischen Hintergrund und lässt darin auch tatsächlich verbürgte Figuren auftreten. Dabei schreckt sie auch vor großen Namen nicht zurück. So erfährt der Leser zum Beispiel den „wahren“ Grund für Kaiser Heinrichs IV. Entscheidung, als Büßer nach Canossa zu ziehen. Das Setting der anderen Geschichten reicht von weiteren historischen Epochen bis zur Gegenwart und von real oder real anmutend bis Steampunk.

Fazit: Die Stories sind in sich alle sehr stimmig, mal mehr und mal weniger gruselig, und auf jeden Fall kurzweilig zu lesen. Große Literatur? Eher nicht. Ein gelungenes Debüt? Allemal. In ihrer Art, und das ist jetzt keinesfalls negativ gemeint, erinnern mich Angenents Erzählungen ein wenig an den Comicheft-Klassiker „Gespenster-Geschichten“ aus dem Bastei-Verlag. Seltsam? Aber so steht es geschrieben…

Katja Angenent
Die alte Freundin Dunkelheit
Taschenbuch, 122 Seiten
edition subkultur
Auflage: 1
1. Juni 2018
ISBN-13: 978-3943412352

Florian Hessler

Über Florian Hessler

Archäologe, Historiker und freier Journalist (u.a. Zillo Medieval, Sonic Seducer, Miroque, Metal-District, Piranha) floh.hessler(at)schubladenfrei.de
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