Euzen – Sequel (CD-Review)

Euzen Sequel

Mit EUZEN kehrt eine Band auf die Bildfläche zurück, der mit ihrem brillanten Debüt „Eudaimonia“ vor zwei Jahren ein wahrer Geniestreich gelungen ist. Dementsprechend hoch liegt die Messlatte nun für das „Sequel“, auf dem – ganz dem Titel folgend – das fortgesetzt wird, was die Band mit ihrer ersten Scheibe begonnen hat. Den Hörer erwartet Musik, in der eine Vielzahl unterschiedlicher Einflüsse verarbeitet wurden. Man könnte die experimentelle Mischung, falls man überhaupt das Unterfangen wagt, ein Genre abzustecken, als elektronischen Gothic-Folk-Pop bezeichnen.

Wunderschöne Klavierparts wechseln mit Keyboardpassagen, stark kommen Synthesizer und Theremin zum Einsatz, verstärken den progressiven Charakter der Stücke und verleihen der Musik stellenweise einen abgehobenen wirkenden Touch. Die klassischen Taktstrukturen sind aufgebrochen und machen einer teils eigenwillige Rhythmik Platz, die neben den elektronischen Beats mal von Schlagzeug und mal von Percussion getragen wird.

Der Einsatz unterschiedlicher Saiteninstrumente erweitert das Klangspektrum und gibt den Stücken jeweils eine eigene Note: Harald Juul spielt ebenso klassischen Gitarre wie auch Mandoline, Bouzouki, Banjo oder das klassische chinesische Guzheng, zusätzlich wartet sein Sohn Christopher noch mit dem Dulcimer, eine amerikanische Variante der Bordunzither, auf. Dabei ist die gesamte Musik stets perfekt auf die variationsreiche Stimme von Maria Franz zugeschnitten, bei deren Gesang verstärkt mit einer Loop-Station experimentiert wird.

Die Band aus Kopenhagen präsentiert eine Mischung aus musikalischer Zukunftsvision und einfühlsamer Reflexion der Welt. Sie spinnen aus den Fäden ihrer Musik ein filigranes Netz, mit dem sie den Hörer in ihrer eigenen Phantasiewelt gefangen nehmen. Abgesehen von „Vilje“ haben die Lieder durchgehend englische Texte, in denen weniger Handlung, als vielmehr eine Stimmung transportiert wird. Es entsteht zwar eine Ahnung vom Subjekt, doch bleibt viel Interpretationsspielraum. Expliziter wird es in „Judged by“, das davon erzählt, dass das wahre Wesen von Menschen oft verkannt wird indem nach dem Äußeren geurteilt wird oder in „Glitch“, das von der Suche nach der wahren Heimat berichtet.

„Sequel“ wurde nahezu komplett im hauseigenen Lava Studio von Christopher Juul aufgenommen und gemischt – und das hat der Scheibe keineswegs geschadet: Der glasklare Sound überzeugt vom ersten bis zum letzten Ton. Die Musik ist verpackt in einem großartigen, surrealen Artwork, das das stimmige Gesamtbild komplettiert; die Bilder dafür stammen vom dänischen Photographen Morten Rygaard.

Fazit: Das neue Album ist etwas poppiger und leichter zugänglich als das Erstlingswerk der Dänen und büßt dadurch etwas an Charakter ein. Trotzdem ist es eine großartige CD, an der man auch nach mehrmaligem Hören immer noch neue Details entdecken kann – definitiv eine Scheibe für die Dauerrotation!

Anspieltipps:
Judged By
You’re on
Vilje

Tracklist:
1. The Great Escape
2. Judged By
3. You’re on
4. Notion
5. The Surreal Medley
6. Coherence
7. Cruel all by Myself
8. Run
9. Vilje
10. Glitch
11. Sequel

[Westpark Music]

Janina Stein

Über Janina Stein

Kulturgeographin, Fotografin und freie Journalistin, zuletzt 1 ½ Jahre unterwegs in Neuseeland, Australien und Asien. janina.stein (at) schubladenfrei.de
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