Daniel Kahn & The Painted Bird – Bad old Songs (CD-Review)

Daniel Kahn & The Painted Bird - Bad old Songs

Zwischen Klezmer, Folk und beste Singer-Songwriter-Tradition bewegt sich die Musik der in Berlin beheimaten Band DANIEL KAHN AND THE PAINTED BIRD, die vor beinahe acht Jahren gegründet wurde. Ihr neustes musikalisches Werk heißt „Bad old Songs“ und ist das inzwischen vierte Studioalbum der Band.

Das knappe 40 Minuten lange Album fällt insgesamt deutlich weniger punkig aus als noch „Partisans and Parasites“ 2009 und setzt somit die Entwicklung des 2011 erschienenen Vorgängers „Lost Causes“ fort. Das letzte Album gewann im Erscheinungsjahr den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ und „Bad old Songs“ steht ihm in nichts nach.

Der Titel der neuen, in sich absolut stimmigen Scheibe ist Programm: Auf dem Album finden sich neben traditionellen jiddischen Folklieder wie „Groys Dasad“ einige Neufassungen von wortwörtlich (bösen) alten Liedern. Filigran und einfühlsam klingt DANIEL KAHNs Version von Franz Josef DEGENHARDTs „Die alten Lieder“. Fließend wechselt der Sänger dabei zwischen Deutsch, Englisch und Jiddisch und singt über den Verbleib der deutschen Folktradition, die von „braune[n] Horden totgestampft“ wurde. „Die alten bösen Lieder“ von SCHUMANN und HEINE begeistern gegen Ende der Scheibe mit einem sehr schönem Klavierpart. Überhaupt setzt Multiinstrumentalist DANIEL KAHN in den einzelnen Stücken sehr unterschiedliche Akzente. Seine Stimme kommt bei Balladen wie „Love lays low“ mit ihrem reduzierten Tempo besonders gut zur Geltung.

Neben den „alten Liedern“ finden sich außergewöhnliche Neuinterpretationen weiterer renommierter Künstler auf dem Album, darunter die „Story of Isaac“ von LEONHARD COHEN, das von Daniel Kahn gemeinsam mit Geiger Shulman-Ment neu arrangiert wurde. Stampfend und eindringlich wirkt es etwas ungestümer und schneller als die ursprüngliche Fassung. Darüber hinaus ist eine englische Version des Liedes „Olaria Olara“ des griechischen Künstlers Dionysis SAVVOPOULOS zu hören. Das Stück beginnt a capella, bevor zum Refrain die Instrumente einsetzen. Der Text und die fröhliche Melodie verschmelzen zu einem surrealen Ganzen und bilden einen wunderbaren Abschluss der CD.

Die wirklichen Highlights sind allerdings nicht die Coverstücke, sondern DANIEL KAHNs eigenen Stücke, allen voran die beschwingte Ostalgie-Ballade „Good old, bad old days“, die im Walzertakt aus der Zeit vor dem Mauerfall berichtet. Mit spielerischer Leichtigkeit nähern sich DANIEL KAHN AND THE PAINTED BIRD auch schwierigeren Themen und macht dabei keine Kompromisse. Der Ton ist teils schwarzhumorig und bissig, an anderer Stelle eher nachdenklich bis sehnsüchtig. Intensiv und qualitativ absolut hochwertig – Einfach ein ganz besonderes Stück Musik, das nicht nur für eingefleischte Klezmer-Fans interessant ist!

Anspieltipps: „Love lays low“, „Good old, bad old days“, „Godbrother“

Tracklist:

1. A Meydl From Berlin
2. Love Lays Low
3. Good Old Bad Old Days
4. Die Alten Lieder
5. Groys Dasad
6. Story Of Isaac
7. Godbrother
8. The Marriage Hearse / Umet Umetum
9. Die Alten Bösen Lieder
10. Olaria Olara

[Oriente Music]

Janina Stein

Über Janina Stein

Kulturgeographin, Fotografin und freie Journalistin, zuletzt 1 ½ Jahre unterwegs in Neuseeland, Australien und Asien. janina.stein (at) schubladenfrei.de
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