Asynje – Genkaldt (CD-Review)

Asynje Genkaldt klein

Nachdem Sören Hammerlund und Martin Seeberg (ex-SORTEN MULD, SKARN) bereits bei VIRELAI und VALRAVN zusammen spielten haben sie vor einiger Zeit ein neues Projekt namens ASYNJE ins Leben gerufen. Die klangliche Verwandtschaft zu ihren bisherigen Bands ist unüberhörbar, jedoch wird nun auf moderne Elektronik verzichtet und die Inspirationsquelle der Musik liegt noch etwas weiter in der Zeit zurück. Der natürliche Grundklang von „Genkaldt“ wird neben der Irischen Bouzouki – dem wohl meistgenutzten Instrument auf dem Album – von Geige, verschiedene Flöten und historischen Instrumenten geprägt. Die genaue Instrumentierung unterscheidet sich dabei von Stück zu Stück.

Mit leisen Trommeltönen beginnt das erste Lied der Scheibe, nach wenigen Sekunden setzt die beinahe hypnotisch wirkende Drehleier ein. „Kaemperne pa Dovrefjeld“ ist eine traditionelle dänische Ballade, die die Geschichte der Riesen vom Dovrefjeld erzählt. Mandola und verschiedene Flöten umspielen hier den zauberhaften Gesang von Nanna Barslev, deren ausdrucksstarke Stimme auch bei der Folk-Metal-Band HULDRE zu hören ist. Auch das zweite Stück, „Njord og Skade“, ist stark von nordischer Mythologie inspiriert. Es stammt aus der Edda und erzählt von der Jagdgöttin Skade und dem Meeresgott Njord, die nach ihrer Hochzeit abwechselnd ihren beiden Königreichen leben. Cello und Maultrommel verleihen dem Lied einen warmen Klang, der von der Nyckelharpa komplettiert wird. Mit der Obertonflöte und Bambusflöte werden zusätzlich immer wieder feine Highlights gesetzt. Der Text zu „Groas Galder“ ist ebenfalls der Edda entlehnt. Bei dessen Vertonung wurde verstärkt auf Naturpercussion gesetzt, wobei unter anderem mit Gegenständen wie Blättern und Steinen Geräusche erzeugt werden. Dank der vorwärtstreibenden Drehleier ist es eines der dynamischsten Stücke der CD.

Etwas weniger träumerisch, dafür umso schwungvoller geht es in „Havingstens Jomfrufaerd“ zur Sache. Im Hintergrund lässt sich Meeresrauschen vernehmen, ansonsten prägen Nyckleharpa, Geige und die Schwedische Drehleier den Sound, der von Christian Crell Kemnitz ums Didgeridoo bereichert wird. Wirklich temporeich wird es später mit dem „Springdans fra Borre“, einem, ganz wie es sich für einen Frühlingstanz gehört, sehr lebhaften und vorwärtstreibenden Instrumentalstück. In eine ähnliche Richtung geht zuvor auch noch die „Viking Party Polka“. Hier bestimmen Cello, Bratsche und Maultrommel den Grundton; Klatschen und Rufen lassen dazu eine richtige Ums-Lagerfeuer-Tanz-Atmosphäre entstehen. Mads Kjoller-Henningsen (DEAS!) spielt zusätzlich dazu Schäferpfeife, die dem Ganzen noch mehr Pepp verleiht. Dem Dudelsack – genauer gesagt der Schwedische Sackpfeife – kommt auch an einer anderen Stelle noch einmal eine besondere Bedeutung zu, ist doch das Abschlusstück „Knivens Polska“ ein fröhliches Traditional, dass ursprünglich von einem Dudelsackspieler aus dem19ten Jahrhundert geschrieben wurde.

„Lyrehymne“, das ruhigste Stück des Albums, hat etwas meditatives, sphärisches. Mit leisem Gesang im Hintergrund entführt es den Hörer hinaus in die unberührte Natur (gar nicht so) fremder Welten. Von der Natur wurde es auch inspiriert: Modell hierzu standen Sonnenuntergängen an zwei Widkingergräberfeldern. Passend dazu findet hier mit der Lyra ein Instrument Verwendung, dass bereits zu Wikingerzeiten verbreitet war. Hinzu kommen abermals das Didgeridoo sowie eine Darbouka und die charakteristische Nyckelharpa. Ebenfalls sehr mystisch wird „Stilne Ild“, die Vertonung eines alten dänischen Zauberspruchs um Feuer zu besänftigen. Neben der Irische Bouzouki, dem Tambourin und der Maultrommel kommen hier alte Flötentypen wie die Falsterpibe, die nach einem Fund aus dem 11ten Jahrhundert gefertigt wurde, und die traditionelle schwedische Härjedalspipa zum Einsatz, die man auf den Veröffentlichungen andere Bands nicht allzu oft zu hören bekommt.

Fazit: ASYNJE spielen erdigen nordischen Folk, der insbesondere für Fans von Bands wie FAUN und HEDNINGARNA interessant sein dürfte. Ihr Debutalbum „Genkaldt“ wirkt mal roh und ursprünglich, dann wieder einfühlsam und beinahe elfenhaft – dabei ist in jedem Moment klar, dass alle Musiker ihr Handwerk wirklich beherrschen. Nur an einigen wenigen Stellen wünscht man sich etwas mehr Druck, und sei es auch in Form von etwas weniger dezenter Percussion. Doch ist die Musik wunderbar um die Welt um sich herum für einige Momente zu vergessen und sorglos ganz in den Klängen zu versinken.

Anspieltipps:
Njord og Skade
Lyrehymne
Groas Galder

Tracklist:
01 – Kaemperne pa Dovrefjeld
02 – Njord og Skade
03 – Havingstens Jomfrufaerd
04 – Lyrehymne
05 – I Skoven
06 – Viking Party Polka
07 – I en Cirkel af Sten
08 – Groas Galder
09 – Springdans fra Borre
10 – Stilne Ild
11 – Knivens Polska

[Biem/NcB]

Janina Stein

Über Janina Stein

Kulturgeographin, Fotografin und freie Journalistin, zuletzt 1 ½ Jahre unterwegs in Neuseeland, Australien und Asien. janina.stein (at) schubladenfrei.de
Dieser Beitrag wurde unter Gehört, Musik abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.