Jussi Adler-Olsen – „Erbarmen“ – Hörspiel-Review

Erbarmen

Seit Jahren erfreuen sich skandinavische Kriminalromane in Deutschland wachsender Beliebtheit. Wohl mit für den Trend verantwortlich ist der Däne Jussi Adler-Olsen, dessen Bücher inzwischen in etwa 40 Sprachen übersetzt wurden. Beinahe schon ein Klassiker darunter ist „Erbarmen“, mit dem der Autor vor gut zehn Jahren den Durchbruch in seiner Heimat erzielte. Das Team um Oliver Versch (Regie) und Katja Reister (Produktion) präsentiert die Geschichte nun in neuer Frische als Hörspieladaption für Audible.


„Erbarmen“ ist der erste von bislang sieben Bänden um Kriminalkommissar Carl Mørck. Der ist zwar ein brillanter Ermittler, doch als Eigenbrötler und Querdenker mit schwieriger Historie im Kommissariat alles andere als beliebt. Abhilfe schafft hier das neugegründetes Sonderdezernat Q, das zu politischen Zwecken ungelöste Fälle neu aufrollen soll und Mørcks Vorgesetzten gerade Recht kommt, um den ungeliebten Kommissar in den Keller abzuschieben. Statt eines ganzen Teams wird ihm dort nur Hafez el-Assad als Reinigungskraft zugeteilt. Unerwartet schnell mausert sich der gewitzte Syrer zum vollwertigen Partner. Gemeinsam nehmen sich die beiden des Falls der fünf Jahre zuvor verschwundenen Politikerin Merete Lynggaard an.

Dass diese keineswegs so tot ist, wie von den Ermittlern ursprünglich angenommen, erfahren die Zuhörer gleich zu Beginn. Der Einstiegsmonolog von Merete Lynggaard, gesprochen von Schauspielerin und Komikern Carolin Kebekus, wirkt angesichts der Dramatik ihrer Situation einen Hauch zu abgeklärt. Ansonsten meistert Kebekus die anspruchsvolle und vielschichtige Rolle vorbildlich, sowohl in den Szenen ihrer Gefangenschaft als auch im Zusammenspiel mit anderen Charakteren. Auch die anderen Rollen sind prominent und durchweg gelungen besetzt. Schauspieler Justus von Dohnányi („Das Experiment“, „Männerherzen“) spricht Carl Mørck und Denis Moschitto („Chiko“) leiht dessen Assistenten Assad seine Stimme. In Nebenrollen sind unter anderem Matthias Koeberlin (u.a. Sprecher verschiedener Andreas-Eschbach-Hörbücher) und Michael Che Koch (u.a. Sprecher mehrerer „Scheibenwelt“-Hörbücher) zu hören.

Da „Erbarmen“ in der Hörspieladaption mit ihren 11:36h Laufzeit nicht gekürzt wurde hat es einen höheren Erzähleranteil als ein rein dialogbasiertes Hörspiel. Die Entscheidung reduziert zwar das Tempo ein wenig, gewährt dem Zuhörer jedoch facettenreichere Einblicke in die Handlung und ist damit ein klares Plus. Atmosphärisch dicht erzählt von Erich Räuker und unterlegt mit einer fesselnden Geräuschkulisse wird „Erbarmen“ zum intensiven Hörerlebnis, das den Hörer tief in die Geschichte einsteigen und mitfiebern lässt. Lediglich die Abmischung der Lautstärke ist nicht ganz ideal gelungen und erfordert es zwischendurch nachzuregulieren.

Erscheinungsdatum: 2. August 2018, ab 31. August 2018 auch auf CD

Autor: Jussi Adler-Olsen, Oliver Versch
Sprecher: Justus von Dohnányi, Denis Moschitto, Carolin Kebekus, Matthias Koeberlin, Erich Räuker, Michael Che Koch
Verlag: Audible Studios
Spieldauer: 11 Std. und 36 Min.

Janina Stein

Über Janina Stein

Kulturgeographin, Fotografin und freie Journalistin, zuletzt 1 ½ Jahre unterwegs in Neuseeland, Australien und Asien. janina.stein (at) schubladenfrei.de
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