Hörspielreview: Mara und der Feuerbringer – Teil 2: Todesmal

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Vor einigen Tagen erschien der zweite Teil der Hörspielfassung von Tommy Krappweis‘ Roman „Mara und der Feuerbringer“. Wir haben uns „Todesmal“ angehört und, soviel sei hier schon mal verraten, unser Rezensent ist begeistert.

Tommy Krappweis, ehemals Comedian bei „RTL Samstag Nacht“ und Erfinder des grummeligen Kastenweißbrots „Bernd“, kann man getrost als Tausendsassa bezeichnen. Neben seiner Tätigkeit als Autor, Filmregisseur und -Produzent, ist er neuerdings auch als Webtalkshow-Host und vor allem als Hörspielmacher erfolgreich. Besonders die Vertonung seiner Geschichten rund um „Ghostsitter“ Tom und die höchst un-lebendigen Bewohner seiner Geisterbahn fand zahlreiche Fans steht nicht nur in Deutschland, sondern – natürlich in der englischen Fassung – auch in den USA regelmäßig an der Spitze der Hörspielcharts. Sein wirkliches Herzensprojekt jedoch ist seine Roman-Trilogie „Mara und der Feuerbringer“, deren ersten Teil er 2015 mit großem Staraufgebot (u.a. Esther Schweins, Heino Ferch, Christoph Maria Herbst, Oliver Kalkofe, Eva Habermann, Billy Boyd) fürs Kino verfilmte.

Leider floppte der Film in den Lichtspielhäusern aus verschiedenen Gründen (siehe hierzu auch unser Interview mit Tommy Krappweis und Hauptdarstellerin Lilian Prent vom Festival Mediaval 2015), jedoch erlangte der Film durch die Vorführung auf diversen Festivals und Conventions einen gewissen Kultstatus in der Fantasy- und Mittelalterszene. Nach dem Erfolg mit „Ghostsitter“ wagte sich Krappweis daran, seinen Lieblingsstoff ebenfalls als Hörspiel umzusetzen, und zwar alle drei Teile, was natürlich in dieser Form um einiges günstiger ist als eine Filmproduktion.

Dafür ist es ihm tatsächlich gelungen, fast den kompletten Original-Hauptrollen-Cast des Films noch einmal zusammenzutrommeln, mit einer Ausnahme: Professor Weissinger wurde im Film gespielt von Jan Josef Liefers, der im Hörspiel durch Rufus Beck ersetzt wurde. Auf die in meinen Augen sehr nachvollziehbaren Gründe möchte ich hier nicht näher eingehen, wen es interessiert, dem sei Folge 58 „Das wird man doch wohl noch streamen dürfen“ aus Tommy’s Webtalkshow „#Ferngespräch“ nahegelegt, dort findet man die ausführliche Erklärung.

Auch wenn die Fähigkeiten von Rufus Beck natürlich über alle Zweifel erhaben sind, war er für mich in der Rolle des Professors tatsächlich anfangs etwas ungewohnt, das legt sich beim weiteren Hören aber recht schnell. Wobei ein Teil von mir ja nach wie vor der Meinung ist, dass sich das Vorbild für Reinhold Weissinger, Prof. Rudolf Simek, in Film und Hörspiel einfach hätte selbst spielen sollen.

Wie die Leser der Romane wissen, nimmt die Handlung im zweiten Teil so richtig an Fahrt auf. Beschränkt sich die räumliche Handlung im ersten Teil im Wesentlichen auf Maras Heimatstadt München in der realen und Lokis Höhle bzw. Loges Vulkan in der mythologischen Welt, kommen nun jede Menge interessante Schauplätze dazu: Die germanische Unterwelt Hel, die Schiffsstadt Nóatún, das Mühltal in Starnberg, das Museum Kalkriese oder das Hermannsdenkmal bei Detmold. Dabei bekommt man es mit Göttern, Fischmenschen, Legionen untoter römischer Legionäre, Raben und – vorsicht – einem fiesen Eichhörnchen zu tun. Oh, und nicht zu vergessen mit einem in bester Ghostbusters-Manier lebendig werdenden Denkmal. Das alles ist hervorragend gesprochen, und was das Sounddesign und die Musik angeht wirklich sehr stimmig umgesetzt. Besonders die Szenen in der Schiffsstadt sind in meinen Ohren sehr gelungen und machen wirklich Spaß beim Hören.

Apropos Spaß: Drei Dinge bzw. Personen möchte ich noch besonders hervorheben. Zuallererst muss die Hauptdarstellerin Lilian Prent genannt werden. Ich fand sie schon im Film überzeugend, aber in den Hörspielen packt sie wirklich noch einmal eine gute Schippe drauf. Großartig.

Ebenso großartig und in meinen Ohren ein wahrer Erzähler-Gott ist Kai Taschner. Das ist Paetsch-Liga! Zusammen mit dem bereits erwähnten Rufus Beck tragen die drei einen Großteil des Hörspiels quasi wie selbstverständlich. Großes Kino!

Last but not least müssen natürlich noch die zahlreichen Cameos erwähnt werden. Computer- und Videospielejournalist Erik „Gronkh“ Range und Let’s Playerin Tatjana „Pandorya“ Werth geben ein wirklich köstliches Götterpaar und auch die Auftritte der wissenschaftlich-skeptischen „Gaststars“ Lydia Benecke, Holm Gero Hümmler, Bernd Harder und Martin Moder sind so passend, dass es bestimmt nicht nur eingefleischten „#Ferngespräch“-Fans Spaß macht.

Abschließendes Fazit: „Todesmal“ war bereits bei den Romanen mein erklärter Lieblingsband und ich habe es immer sehr bedauert, dass es davon bislang keine filmische Umsetzung gibt. Jetzt gibt es sie zumindest fürs Ohrenkino und zwar so gut, dass man es eigentlich besser kaum machen kann. Wann kommt Nachschub?

Erschienen ist das Hörspiel als 4-CD-Box von Edel und als Download bei Audible.

Florian Hessler

Über Florian Hessler

Archäologe, Historiker und freier Journalist (u.a. Zillo Medieval, Sonic Seducer, Miroque, Metal-District, Piranha) floh.hessler(at)schubladenfrei.de
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